Der Gargano – auf den Spuren von Pizzomunno und Trabocchi

Wir sind auf unserer Italienrundfahrt am Stiefelsporn angekommen. Auf der A14 aus Pescara sind wir in Lesina abgefahren und dann weiter Richtung Vieste. Die Staße verläuft kerzengerade durch eine eher öde Landschaft. Sie erinnert an alte Western in denen ein Cowboy durch die ausgestorbene Prärie reitet. Verlassene Häuser, ausgediente Tankstellen. Einmal brennt sogar Buschwerk direkt neben der Straße. Warum waren wir jetzt noch mal hier? Ach ja, soll schön sein! Na dann los, Gargano!

Nach einer weiteren Kurve ändert sich schlagartig alles. Wir haben einen tollen Blick auf die Seen Lago Lesina und Lago Varano. Beide sind nur von einem schmalen Küstenstreifen vom Meer getrennt. Sensationell. Und hier beginnt auch der Nationalpark Gargano.

Inzwischen haben wir uns an die Fersen von 3 Wohnmobilen geheftet. Scheinen in die gleiche Richtung zu fahren. Doch irgendwann biegen sie ab und wir setzen unsere Fahrt nach Vieste fort. Hätten wir besser mal auch gemacht. Denn wir sind jetzt auf der engen kurvigen und mit Schlagkratern übersäten Küstenstraße. Es sind keine Schlaglöcher, es sind Krater. Tiefe Krater.

Der Ausblick auf das Meer ist allerdings atemberaubend. Der Duft der Kiefern und des Eukalyptus ist entspannend. Das Ganze riecht wie in einer Sauna nach dem Aufguß. Benebelt vom Eukalyptus nehmen wir die uns in den Kurven auf unserer Spur entgegen schiessenden Italiener gelassen.

Wir erreichen etwas später Vieste. Dafür mit vielen ersten Eindrücken des Nationalparks.

Gargano

Vieste enttäuscht mich etwas. Ja, die Stadt liegt schön auf den Felsen über dem Meer. Doch macht sie jetzt nicht allzuviel her. Das Castello ist militärisches Sperrgebiet, der Stadtkern nichts besonderes. Beeindruckend ist der weiße Kalksteinfelsen Pizzomunno am Strand „Del Castello“. Hier soll einer Legende nach der Fischer Pizzomunno aus Trauer zu Stein geworden sein, weil die Sirenen aus Eifersucht seine Geliebte auf den Meeresgrund gezogen haben. Was für ein Drama. Stutenbeißerei in Apulien. Der Pizzo muss aber auch ein Kerl gewesen sein. 25 Meter hoch war der.

Uns zieht es weiter an die Spiaggia di Scialmarino, einige Kilometer vor Vieste. An dem langen Sandstrand bleiben wir ein paar Tage. Hier sieht man auch die für den Gargano typischen Trabocchi. Das sind Pfahlbauten die zum Fischfang errichtet wurden.

Gargano

Hier wollen wir zum ersten Mal unser neues Kajak testen. Aufgeblasen ist es dank elektrischer Pumpe recht schnell. Wir stechen in See und sind gerade mal so eine viertel Stunde am Paddeln, als ein Sturm aufzieht. Die Surfer freut es. Und wir sind dank der hohen Wellen nass. Zudem schaufeln wir dilettantisch noch einige Liter Meerwasser in unser Boot. Wir halten es noch einige Zeit auf dem Wasser aus, denn nach nur ein paar Minuten wollen wir jetzt auch nicht zum Wohnmobs zurückkehren. Doch irgendwann geben wir auf und überlassen den Surfern das Revier. Brust raus und Kajak geschnappt.

Ja Leute, wir waren draußen bei diesem Höllensturm! Wir sind zufrieden mit uns. Was natürlich klar war: zurück am Wohnmobs lässt der Sturm bald nach und die Sonne kommt wieder raus. Danke! Dann halt ein Strandspaziergang. 

Gargano

Was auf dem Gargano gar nicht fehlen darf, sind Wanderungen im schönen Nationalpark. Es gibt schön angelegte Wanderwege mit herrlichen Ausblicken. Wir entscheiden uns für eine Küstenwanderung an einem Abschnitt zwischen Vieste und Mattinata. Ziel ist die Spiaggia di Vignanotica. Auf dem Weg bieten sich tolle Ausblicke auf die Baia delle Zàgare. Die ist wiederum nur über einen Pfad zu erreichen, dessen Einstieg nicht so leicht zu finden ist. Oder über das dortige Hotel. Die sollen allerdings nicht so begeistert sein, wenn man dort so einfach vorbei marschiert.

Wir belassen es dabei und genießen den Blick auf die Baia aus „sicherer“ Entfernung.

Gargano

Ich liebe diese Wanderungen. Man kann stundenlang wandern ohne einen Menschen zu treffen. Und kommt einem mal jemand entgegen, dann sind das genauso Freaks wie man selber. Sogar in der Cinque Terre wo sich sonst nur Touristen stapeln, haben wir auf der Wanderung so gut wie niemand getroffen. Und so auch hier wieder. Nur Angela und ich und der Duft von Pinien, Kiefern und Eukalyptus. Es ist schweißtreibend aber super schön.

Am Ziel angekommen befindet man sich an einem kleinen von hohen Kalkfelsen umgebenen Kiesstrand. Da er außer über die Wanderung nur durch eine Schotterpiste zu erreichen ist, ist außer uns kaum jemand da. Hier kann man sehr gut entspannen bevor es wieder bergauf zum Ausgangspunkt geht.

Der Gargano ist so schön, hier könnten wir auch noch länger bleiben. Aber wir haben ja noch einiges vor. Deshalb brechen wir nach 3 Tagen die Zelte hier ab und fahren weiter Richtung Süden. Wer dies auch vor hat, der sollte unbedingt die Küstenstraße von Vieste bis nach Mattinata nehmen. Ein Traum.