Vegan in Prag? Und was werdet ihr essen? Keine Ahnung aber irgendwas werden wir schon finden. Yay, wir sind jetzt schon in dem Stadium, in dem man sich um uns Sorgen macht. Aber ganz unberechtigt ist das ja nicht! Tschechien ist jetzt ja auch eher für deftige Küche bekannt. Rindfleisch mit Speck gespickt, Schweinebraten mit Knödel oder Gulasch sind jetzt eher weniger vegan.
Den sicheren Hungertod vor Augen machten wir uns freitags auf den Weg nach Prag. Bei unserer Ankunft begann es leicht zu schneien. Hunger- oder Kältetod? Wir konnten es uns aussuchen. Doch zumindest in Puncto Hungertod stellte sich bald Erleichterung ein. Tante Google zeigte mir einige vegane Restaurants an. No also, geht doch.
Mit unserer ersten kleinen Tour starteten wir am Platz der Republik, dem Namesti Republiky. Gemeindehaus und Pulverturm zeigten sich von ihrer grauen Seite. Über dem Platz lag eine herrlicher Duft von frischem Baumkuchen. Der zieht sich eigentlich durch die ganze Stadt. Steht man auf Süßgebäck, läuft man praktisch den ganzen Tag speicheltropfend durch die Häuserreihen.
Vom Republiky gingen wir weiter zum Altstädterring. Hier war nicht sonderlich viel los, was sicherlich auch am Schneefall lag. Sehr gut. Denn Tourimassen sind nicht so unser Fall. Einziger Nachteil: Das Wetter garantiert jetzt nicht unbedingt für schöne Fotos. Aber fototechnisch sollten wir an diesem Wochenende auch noch auf unsere Kosten kommen.
Auf dem großen Platz harrten außer uns noch ein paar weitere Schaulustige sowie eine kleine Band aus. Die allerdings fiedelten uns und sich selbst recht schnell warm. Mein großer Respekt galt den Kollegen am Bass und an der Gitarre. Wer schon mal bei minus Graden Gitarre gespielt hat, weiß was ich meine.
Weiter ging es durch die kleinen Gassen der Altstadt. Besonders gut gefielen uns die vielen kleinen Läden und Kneipen. Zwar wurde hier teilweise übler Nippes angeboten. Doch auch diese Läden wurden mit viel Liebe zum Detail eingerichtet. Und wem das böhmische Kristall irgendwann zu viel wird, dem bleibt ja noch der Baumkuchen.
Trotz oder gerade wegen des Wetters gaben wir Gas und zogen weiter zur Karlsbrücke. Doch hier wurde es sogar uns dann zu kalt. Auf der Brücke wehte ein steifer Ostwind und ließ die minus 1 Grad gefühlt gleich mal um 5-6 Grad sinken. Wir machten in der Altstadt noch kurz im Maitrea einen Tisch für abends klar und verzogen uns erstmal in unser Hotel.
Um 8 ging es wieder zurück in die Stadt ins Maitrea. Richtig gemütlich ist es hier. Und warm. Denn draußen ist immer noch empfindlich kalt. Wir entscheiden uns für veganes Gulasch mit Knödel. Normal ist bei veganisierten Traditionsgerichten immer Vorsicht geboten. Aber das hier ist äußerst lecker. Ein paar tschechische Bier dazu. So kann es weiter gehen.
Lecker abgefüllt lagen wir danach wie Max und Moritz nach deren Hähnchenorgie in unseren Betten. Nur eben ohne Hähnchen. Wir träumten davon, dass unsere Wetter-App hielt was sie versprach.
Tat sie natürlich nicht. Von der versprochenen Sonne war am nächsten Morgen weit und breit nichts zu sehen. Wir machten uns trotzdem auf zur Burg. Auf der Karlsbrücke fegte wieder ein eiskalter Wind. Mit einigen Frostbeulen auf der Kleinseite angekommen, verzogen wir uns erst einmal in ein kleines Bistro, das wohl mitfühlende Prager auf dem Weg zur Burg platziert hatten. Überraschender Weise ein veganes Bistro. Hier findet man auch das Vegan`s Fresh Food Prague. Hunger haben wir aber noch nicht. So gibt es nur eine heiße Tasse Tee. Weiter ging es auf den Berg und auch hier nix Neues: es ist saukalt!
Wir lassen daher die Wachablösung gerne aus und erkundeten lieber den Dom. Auch das goldene Gässchen schaffte es nicht auf unsere Set-List. Kostet Eintritt und das war es uns nicht wert.
Der Hunger trieb uns wieder vom Berg in die Altstadt. Im Clear Head wurde uns geholfen. Wir hatten schon gehört, dass es im Clear Head immer sehr voll sein soll. Aber versuchen kann man es ja mal. Und natürlich war es sehr voll. Aber die nette Bedienung wollte mal schauen, was sie für uns machen kann. Und sie gab ihr Bestes. Ein sehr schöner Tisch am Kamin kam dabei raus. Das Essen ist super und wir verstehen warum es schwierig ist hier einen Tisch zu ergattern.
Frisch gestärkt ging es zum Wenzelsplatz. Wie ein Platz sieht er nun wirklich nicht aus, eher wie eine lange Einkaufsstrasse. Das hier die größten politischen Demonstrationen stattfanden, konnten wir uns aber gut vorstellen.
Sightseeing strengt an. Nach dem Wenzelsplatz war Regeneration angesagt. Am Abend brachten wir dem Sonnengott noch ein Opfer in Form von Alkohol dar. Mochte er an unserem letzten Tag in Prag doch endlich mal seiner Arbeit nachgehen.
Sonntag. Und das ganze Rumgeopfere hatte sich gelohnt. Es war keine Wolke mehr am Himmel zu sehen. Wir waren früh auf den Beinen, um uns auch noch Sonneneindrücke von Prag zu holen. Angela wollte auch noch zur Deutschen Botschaft. Die ist ja nicht ganz unbedeutend für unsere Geschichte. Die Idee, man könnte bei Sonnenschein ja mal nach draußen, hatten allerdings noch eine ganze Menge anderer Menschen. Auf den Brücken und in den Gässchen war es deutlich voller als noch die letzten zwei Tage.
Am späten Nachmittag machten wir uns wieder auf den Heimweg. Inzwischen hatte sich die Sonne hinter einer geschlossenen Wolkendecke versteckt, was den Abschied von dieser wunderschönen Stadt etwas leichter machte.
Zwei Tage Prag haben sich auf jeden Fall gelohnt. Es dürfen auch gerne mehr sein. Sehr nette Prager, lecker Essen und hinter jeder Straßenecke etwas neues zu entdecken. Wir waren sicher nicht zum letzten Mal hier.
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