Sizilien empfängt uns mit starken Regenfällen. Nach unserer Ankunft in Messina sind wir weiter Richtung Südosten gefahren. In Letojanni wollen wir bleiben, um uns Taormina anzusehen. Wir suchen uns einen kleinen Campingplatz und verziehen uns schnell in den Wohnmobs. Denn hier scheint die Welt unterzugehen. Wir sind direkt am Meer. Meterhohe Wellen rollen auf den Strand zu. Und auch von oben kommt das Wasser in rauen Mengen.
Dann warten wir mal ab, wie sich das Wetter entwickelt. Wir schmökern etwas im Sizilienreiseführer. Und irgendwann hört der Regen auf und wir gehen in die Pizzeria hier am Platz. Wir sind gerade beim Essen, als der Regen zurückkommt. Es gießt wieder wie aus Eimern. Auf dem Aludach des Restaurants macht das so einen Lärm, dass man sich kaum noch unterhalten kann.
Die Pizzerialeute sind damit beschäftigt, das Wasser aufzufangen, das zur Türe hereindrückt. Das sind ja gute Aussichten auf morgen.
Die Wetterlage hat sich am nächsten Morgen nicht verändert und so beschließen wir, schon mal nach Catania weiterzufahren.
In Catania finden wir einen Stadtcampingplatz. Doch hier stehen wir vor verschlossenen Toren. Ich entdecke links davon eine Einfahrt. Das muss sie sein. Also gleich mal reingeschossen. Leider falsch. Wir stehen auf dem Parkplatz des Instituto Giuseppe Parini, einer Schule. Und weil wir da nicht hingehören, schließt sich hinter uns das Tor. Wir sitzen in der Falle. Ich drehe schon mal um, um gegebenenfalls das Tor zu rammen. Angela wählt die etwas weniger aggressive Form und klingelt bei allen sich bietenden Klingeln Sturm.
Irgendwann hat irgendjemand ein Einsehen oder vom Klingeln einen Tinnitus und öffnet das Tor.
Puh, Glück gehabt.
Wie von Geisterhand öffnet sich jetzt auch das Tor zum Campingplatz. An der Rezeption wartet Maria auf uns. Sie ist aus Immenstadt im Allgäu, was uns die Kommunikation einfach macht. Wir stehen direkt oberhalb der Felsenküste mit Blick auf das Meer.
Am nächsten Morgen ist vom Regen keine Spur mehr. Die Sonne scheint, und wir sind unterwegs nach Taormina. Nachdem uns auf der Fahrt der Blitzhunger ereilt, machen wir kurz vor Taormina in Giardini Naxos halt, um eine Kleinigkeit zu essen. Wir sitzen gemütlich in einem Restaurant direkt am Meer. Schön im Schatten. Das ist gut so, denn heute ist es heiß. Und wie das bei uns dann immer so ist, vergessen wir die Zeit.
Sollten wir Taormina heute auch nicht sehen?
Irgendwann trauen wir uns dann doch in die Sonne und fahren hoch nach Taormina. Zumindest bis zum Parkplatz Lumbi. Von dort geht es weiter mit orangefarbenen Shuttlebussen, die aus dem Matchbox-Stadium nie herausgekommen sind und deren Bremsen verdächtig quietschen und ächzen.
So ein Parksystem verheißt nichts Gutes und deutet auf viele Menschen hin. Aber wir sind ja spät dran und hoffen, dass die meisten Busreisenden die Stadt schon wieder verlassen haben.
Natürlich waren sie noch da. Alle wollen das Teatro Greco sehen. Das Amphitheater ist das Zweitgrößte auf Sizilien und durch seine atemberaubende Lage eines der schönsten auf der Welt.
Ich könnte es mir natürlich auch im Internet ansehen. Aber ich will immer alles in natura sehen. Wir nähern uns dem Eingang. Doch schneller als wir war eine deutsche Reisegruppe. Als die Reiseleiterin in die Runde ruft, „Wer mit reingeht, der muss mit mir aber auch ganz nach oben laufen. Denn der Blick ist die eigentliche Attraktion“, nutzen wir die Denkpause der Reisegruppe und schieben uns vorbei.
Wir sind drin!
Und die Reiseleiterin hat ihrer Gruppe nicht zuviel versprochen. Der Blick von hier oben über das Theater und das darunter liegende Meer ist sensationell. Wenn auch nicht die einzige Attraktion. Das Teatro selbst ist auch atemberaubend. Ich stelle mir vor, wie es wohl vor mehr als 2000 Jahren war, als hier schon Dramen und Komödien aufgeführt wurden.
Da es die Reisegruppe immer noch nicht nach ganz oben geschafft hat oder nicht schaffen wollte, verteilen sich die Besucher ganz gut. Wir haben genügend Zeit und vor allem Platz uns alles anzuschauen. Den Rest von Taormina lassen wir aus. Zu viele Menschen, zu viele Souvenirläden. Wir lassen uns vom Matchboxbus wieder zum Parkplatz schaukeln und treten den Heimweg an.
Am nächsten Tag steht Syrakus auf dem Programm. Die Stadt im Südosten Siziliens war in der Antike größer als Athen oder Korinth. Wir parken noch etwas vor der Insel Ortygia. Dort wollen wir als erstes hin. Syrakus gefällt mir gut. Die Mischung aus Antike, Barock und den vielen schmalen Gassen verleiht der Stadt ein ganz spezielles Flair.
Am Apollo Tempel biegen wir links ab und stoßen auf den Markt. Hier geht es ab. Gemüse- und Gewürzstände wechseln sich mit kleinen Bars ab. Natürlich gibt es auch Fischhändler und Metzger. Am Fischstand wird gerade ein Schwertfisch zerlegt. Was für ein Gemetzel. Nichts für mich.
Ich gehe da lieber zu einem der Gewürzstände.
Weiter geht es über den Piazzo Archimede. Dort steht neben vielen Palazzi auch der Brunnen Fontana di Artemide.
So langsam nähern wir uns dem Highlight der Insel, dem Piazzo Duomo, dem Domplatz.
Und dann stehen wir plötzlich direkt auf ihm. Was für ein Platz! Langestreckt und an allen Seiten riesige ehemalige Palazzi. Und zentral: der Dom.
Heute ist Samstag. Hochzeitstag. Aus allen Bars und Restaurants kommen Hochzeitsgesellschaften, die sich vor der Trauung nochmal gestärkt haben. Ich habe etwas Mitleid mit den Herren, die im feinen Zwirn in der Mittagssonne stehen. Doch für einen echten Sizilianer ist das heute wahrscheinlich ein eher kühler Tag. Ich schwitze auf jeden Fall schon vom Zugucken.
An der Uferpromenade bis zum Castello gibt es einige Restaurants und Bars. Hier könnte man einen kleinen Snack einwerfen. Doch es ist extrem heiß unter den Markisen und so suchen wir uns etwas in den kühlen Gassen. Was zwar die Hitze, aber nicht den Preis mindert, die Qualität aber leider auch nicht steigen lässt.
Wir vertreiben uns die Zeit noch in den Gassen des alten jüdischen Viertels la Giudecca, bevor es zurück nach Catania geht. Den Parco Archeologico della Neapolis lassen wir bewusst aus.
Naja, eigentlich haben wir ihn schlicht vergessen!
Aber halb so schlimm. Denn ein weiteres Highlight der Antike steht uns ja noch bevor.
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