Noch ziemlich beeindruckt von Matera starten wir den Boliden und fahren weiter Richtung Kalabrien. Da im Süden bereits die meisten Stell- und Campingplätze geschlossen haben, wollen wir in den Westen nach Tropea. Von hier aus soll es dann weiter nach Sizilien gehen.
Wir machen einen Zwischenstopp auf dem Agriturismo Tre Santi. Mit einem leckeren Abendessen bei Francesco.
Am nächsten Tag fahren wir also weiter nach Tropea. Hier im Süden Italiens gibt es keine Autobahngebühr, was wir dankend annehmen. Außerdem wollen wir unseren Reifen und dem Fahrwerk etwas Gutes tun. Denn abseits der Autobahnen verdienen die Straßen nicht ihren Namen. Wir verlassen die Autobahn an der Ausfahrt Pizzo und fahren auf der Landstraße zum Geburtsort des Tartufo. Pizzo ist ein kleiner, ein sehr verwinkelter Ort. Ungläubig schauen uns die Pizzojaner an, als wir mit unserem Ungetüm durch die engen Straßen rollen. Doch es läuft alles ziemlich entspannt. So langsam grooven wir uns ein.
Plötzlich stehen wir vor einer Unterführung. Kein Schild bezüglich der Höhe. Aber das könnte eng werden. Wenden und zurückfahren ausgeschlossen. Es ist viel zu eng hier. In der sowieso nicht gerade breiten Straße haben sich inzwischen mehrere Italiener festgefahren. Das scheint hier eine Art Volkssport zu sein.
Ein Alfa-Romeo-Fahrer vor mir gibt einem Landsmann, der am Seitenstreifen parkt mit heftigem Hupen zu verstehen, dass er jetzt zügig wegfahren soll, damit es hier weitergeht. Dieser hat ein Einsehen und fährt weg. Doch jetzt stellt sich der Alfa-Typ an die gleiche Stelle. Das ist Italien.
Mit etwas Geschick und tiefem Luftholen schaffen wir dann auch diese Engstelle. Die restliche Strecke nach Tropea ist wieder entspannter.
Tropea ist eine aufregende Stadt. Bekannt sicher auch durch die auf einem Felsen stehende Wallfahrtskirche Santa Maria dell‘ Isola. Hier ist zum ersten Mal auf unserer Tour noch richtig was los. Vielleicht liegt es auch am Tropea Bluesfestival, das an diesem Wochenende stattfindet.
Als erstes gehen wir auf den Markt. Besucht man einen Obst- und Gemüsemarkt, auf dem vor allem die Italiener einkaufen, so fallen einem als erstes die Preise auf. Besser gesagt der Preis. Ein Kilo, ein Euro. Wir decken uns mit Gemüse und Obst für die nächsten Tage ein.
In Tropea wechseln sich, wie schon in Tarent, Verfall und Glanz ab. In den Gässchen findet man viele kleine Bars oder Restaurants, aber auch Häuser, die abgestützt werden müssen, um sie vor dem Einsturz zu sichern.
Nach unserem Einkauf gehen wir zurück zum Wohnmobs und verstauen unsere Vorräte. Der Campingplatz liegt direkt unterhalb der Stadt am Strand.
Abends geht es dann über die 112 Stufen zurück in die Stadt. Oben angekommen werden wir von einem kleinen Mann mit grauen Haaren angesprochen. Er sieht meinem Kunstlehrer sehr ähnlich. Man wird hier im Süden oft angesprochen. Und so lehne ich mit einem höflichen „No, grazie“ dankend ab. Der kleine Mann aber überrascht, denn er sagt auf Deutsch: „Keine Angst, ich bin völlig ungefährlich!“. Er bietet Sprachkurse an. Italienisch lernen im Urlaub. Das wäre nicht schlecht, denn so langsam stoßen wir in Regionen vor, die zwar schon mal ein Mensch zuvor gesehen hat, aber in denen selbst Englisch nicht mehr weiter hilft. Memo an mich: Ich muss italienisch lernen.
Für uns geht es jetzt erstmal weiter in eine kleine Bar gegenüber der Bühne vom Bluesfestival. Wir ergattern einen Platz und decken uns mit Cocktails und Wein ein. Auf dem Programm steht Max Garrubba, ein sizilianischer Bluesmusiker. Sehr fein.
Nach zwei Tagen Tropea fahren wir weiter. Nur kurz um die Ecke ans Capo Vaticano. Für viele der schönste Strandabschnitt in Kalabrien. Angela hat einen kleinen Campingplatz direkt am Strand ausfindig gemacht. Die Anfahrt hat es in sich. Es geht hinunter zum Strand über einige Spitzkehren. Zweimal musste ich zurücksetzen, um die Kurven zu meistern. Die anderen Camper waren dann auch sehr überrascht als wir unten ankamen, standen doch außer einem Wohnwagen nur Kastenwagen dort.
Wir bekommen noch einen Stellplatz direkt am Meer. Die sind natürlich der Hammer. Alle anderen auf dem Campingplatz sind eher unterdurchschnittlich. Wie der ganze Campingplatz, der ziemlich runtergekommen ist. Hier lässt sich der Platzonkel den Blick bezahlen. Der ist aber auch einzigartig. Wir sehen direkt auf den Stromboli und abends können wir auch noch die restlichen liparischen Inseln sehen. Sonst sind hier kaum Menschen. Auch nicht der Papst. Einzig die Stechmücken, die uns schon die ganze Reise begleiten, nerven.
Hier bleiben wir zwei Tage. Ich habe festgestellt, dass ich aufgrund der vielen Eindrücke bislang gar nicht richtig loslassen konnte. Und dazu sollte die Rundfahrt ja auch sein. In Tropea auf dem Bluesfestival ist es mir zum ersten Mal gelungen, richtig in das italienische Leben einzutauchen. Davor fühlte es sich doch alles sehr nach Jahresurlaub an.
Verabschiedet werden wir von einem der geilsten Sonnenuntergänge über den Vulkanen, den wir bislang gesehen haben. Auf geht’s nach Sizilien!
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