Ich weiß gar mehr was uns inspiriert hat, Elba auf unsere Setlist zu setzen. Aber irgendwann stand die kleine italienische Insel drauf. Also stand bei den Planungen für die Tour 2016 fest: Elba ist dabei.
Nachdem wir die ersten Tage unserer Tour in der Toskana im Parc Regionale Alpi Apuane verbrachten, war es von La Spezia aus nur noch ein Katzensprung auf die Insel. Wenn auch die Fahrt nach Piombino zu Tortour wurde. Die letzten 50 Kilometer bestanden mehr aus Schlaglöchern als aus einer durchgehenden Asphaltdecke. Eine wahre Herausforderung an Mensch und Material.
Von Piombino aus fahren die Fähren drei Orte auf Elba an. Portoferraio, Cavo und Rio Marina. Den Job übernehmen drei Gesellschaften zu unterschiedlichen Preisen. Wir wollten nicht lange an der Mole warten. So war unser erstes Auswahlkriterium, welche Fähre zuerst ablegte. So landeten wir bei Moby, die uns und Wohnmobs für 67 Euro nach Portoferraio brachten. Es sollten aber auch sonst keine große Wartezeiten entstehen. Durch das große Angebot kommt man im Halbstundentakt nach Elba. Und wer auf den Preis wert legt, muss vielleicht etwas warten.
Die Überfahrt war ein klein wenig unruhig. Nach 45 Minuten war der Spuk dann zu Ende und wir erreichten Napoleons Exil etwas bleich um die Nase aber mit allem, was wir mit an Bord genommen hatten.
Portoferraio ist nicht nur ein Fährhafen. Hier bekommt man alles, was man braucht. Es hat Supermärkte und Tankstellen. In einem Reiseführer hatten wir gelesen, dass man sich die Zeit nehmen sollte, den Ort anzuschauen. Er soll sehr schön sein. Nun ja, wir haben es auch nicht geschafft.
Scaglieri
Nach unserer Ankunft wollten wir nicht noch weit über die Insel fahren und entschieden uns für die Bucht von Aquaviva als erstes Ziel. Der kleine Campingplatz dort sollte es sein. Von Portoferraio gerade mal 4 Kilometer entfernt. Von der Hauptstrasse führte eine Schotterpiste in die kleine Bucht, in der auch der Campingplatz lag. Eigentlich total unser Ding, aber doch etwas heruntergekommen. Wir entschieden uns, noch ein Stück weiterzufahren.
In der Bucht von Scaglieri wurden wir fündig. Auf dem Campingplatz Scaglieri Village gab es noch 3 freie Plätze. Der Campingplatz liegt direkt über der Bucht. Er ist terrassenförmig angelegt. Was wir bislang noch nie gesehen hatten: auch Zeltplätze gab es auf den Terrassen mit traumhaften Blick auf das Meer. Da Wohnmobs zu lang ist, gab es für uns nur einen Platz auf einer der hinteren Terrassen. Aber einen Teil vom Meer konnten wir trotzdem sehen.
Hundertzwölf Stufen ins Glück
Eine Treppe führte vom Campingplatz an den Sandstrand der Bucht von Biodola. Hundertzwölf hinunter und auch wieder hinauf. Da überlegt man es sich zweimal, ob man unbedingt zum Strand muss. Doch muss man. Zum Schwimmen klar, aber auf jeden Fall um bei einem Drink, oder zwei, in der Strandbar einen dieser grandiosen Sonnenuntergänge mit zu erleben.
Wer sich den Sonnenuntergang verdienen möchte, kann tagsüber eine der zahlreichen Wanderungen machen. Wir gingen von Scaglieri in die Bucht von Viticcio und zurück. Doch egal welchen Weg man einschlägt, es erwarten einen pure Natur und sensationelle Ausblicke. Und es bietet sich immer wieder die Möglichkeit, in eine der zahlreichen kleinen Buchten abzusteigen.
Porto Azzurro und Capolivieri
Porto Azzurro ist ein typischer kleiner Ferienort. Viele kleine Restaurants findet man im Centro Storico, der Altstadt. Zudem kleine Geschäfte, Souvenirläden und Supermärkte. Es ist ein ganz anderes Bild als in Scaglieri. Dadurch ist hier natürlich eine Menge los. Ausflugsboote kommen im Hafen an und auf der Uferpromenade wird flaniert.
Als Basislager hatten wir uns den Camping Da Mario ausgesucht. Back to the roots. Ein einfacher Campingplatz direkt am kleinen Strand in der Barbarossabucht. Hier gehen die Uhren noch etwas anders. Alles ganz easy. Ohne Kinderanimation und sonstigen Schnickschnack. Und so easy sind auch die Gäste. Mountainbiker und Wanderer. Die Meisten mit VW-Bussen oder ähnlichen Gefährten.
Als Nachbarn hatten wir eine sehr entspannte italienische Rentnergang. Die vier Männer der vier Wohnmobilbesatzungen zogen jeden Tag mit dem Schlauchboot auf das Meer hinaus um zu angeln. Und jeden Abend machten sich die Mädels einen Spaß daraus ihre Männer zu fragen:
„Dove é il pesce?“ Die mürrische Antwort war immer die selbe: „Al mare!“ Nach dem 3. Tag wurde es ihnen zu bunt. Sie kauften vom fliegenden Fischhändler am Platz ein paar Fische. Ob sie mit ihrem Boot je nochmal aus Meer gefahren sind ist nicht überliefert.
Unangefochtener Chef auf dem Platz ist Carlo. Sein Wort ist Gesetz. Mit einer tiefen rauhen Stimme ausgestattet dirigiert er die Camper über den Platz. Er erinnert ein wenig an Kater Karlo aus den Disney-Taschenbüchern. Doch ein Schurke ist er nicht. So verwandelte er bei der Abrechnung unseren Vier-Tage-Aufenthalt mit einer nicht definierbaren aber wohl wohlwollenden Geste in 3 Tage. Und auch sonst war er immer sehr hilfsbereit.
Überhaupt: ein sehr schöner Platz. Einfach, sauber, italienisch.
Vom da Mario aus lassen sich auch schöne Wandertouren unternehmen. Zwar keine Wanderung aber ein schöner Spazierweg ist der Panoramaweg nach Porto Azzurro. Er verläuft oberhalb der Felsküste. Vorbei am Forte di Giacomo bis zum Hafen.
In die andere Richtung geht es zum Laghetto di Terra Nera. Der kleine schwefelhaltige See entstand durch Erzabbau. Er liegt direkt hinter einem schmalen Strandstreifen. Dorthin führt ein schöner Wanderweg oberhalb der Steilküste. Über den Strand beim Campingplatz gelangt man dann zum einsamen Strand von Terranera.
Eine etwas anspruchsvollere Tour führt von Porto Azzurro zur Wallfahrtskirche Madonna di Monserrato. Oder auf den Cima del Monte oder den Monte Mar di Capanna. alle Wanderwege sind ab Porto Azzurro ausgeschildert.
Auch Mountainbiker kommen in Porto Azzurro auf ihre Kosten. Es führt eine Strecke direkt in den Capoliveri Bikepark. Auf dem Bergrücken des Monte Calamita findet man viele Mountainbikerouten mit schönen Trails. Vom Anfänger bis zum Könner ist hier für jeden etwas dabei.
Als Basis kann man auch den Wohnmobilstellplatz Area Sosta Ferrato wählen. Sehr schöner Platz. Man steht unter Pinienbäumen und kann zu einer Badebucht ans Meer laufen. Von hier aus kann man auch in den Bikepark einsteigen.
Unsere nächste Station war Lacona im Süden der Insel. Nur ca. 10 Kilometer von Porto Azzurro entfernt. Auf den Campingplatz Orti di Mare wurden wir durch eine Stellplatz-App aufmerksam. Dort wurde der dazugehörende Wohnmobilstellplatz beschrieben. Klang sehr interessant. Also nichts wie hin.
Lacona selbst besteht aus einigen Campingplätzen und ein paar wenigen Hotels. Zwei kleinen Supermärkten und kleinen Restaurants. Für uns das absolute Highlight: Die Bucht und der Strand von Lacona.
Ebenfalls wunderschön ist eine Wanderung auf die kleine Landzunge zum Capo di Stella. Mit 6 Kilometern eher ein Spaziergang. Doch einer der schönsten, den wir je gemacht haben. Auch ins Hinterland gibt es hier Wandertouren, wie man sie auf der ganzen Insel findet.
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