Nach unserer Wanderung bei Vieste sind wir über die Küstenstrasse weiter in Richtung Mattinata gefahren. Ein Traum. Man könnte alle paar Meter anhalten und die Ausblicke auf das Meer und den Küstenstreifen in sich aufsaugen.
In Vieste haben wir beschlossen, uns eher auf die kleinen Orte am Meer und im Hinterland zu konzentrieren. Deshalb sind Bari, Brindisi und Lecce raus. Trani, Alberobello, Martina Franca und Ostuni drin.
Unser erstes Ziel ist Trani.
Hier kommt bei mir zum ersten Mal süditalienische Stimmung auf. So habe ich mir das vorgestellt. Eine Kathedrale, geschäftiges Treiben am Hafen, Häuser, die ihre besten Zeiten bereits lange hinter sich haben und verwinkelte Gässchen. Trani erfüllt genau mein mir erdachtes Klischee.
Viel los ist nicht. So können wir uns die Stadt in Ruhe anschauen. Wir sind in der Kathedrale San Nicola Pellegrino, am Hafen und an der Chiesa di Sant`Antonio Abate al Fortino. Von hier aus genießen wir den Sonnenuntergang über dem Hafen und der Kathedrale. Und jetzt wird es auf einmal voll auf den Straßen. Das überrascht mich, denn es ist Montag. Da ist bei uns zu Hause nicht so viel los, denn am nächsten Tag muss man ja wieder arbeiten. Doch hier spielt sich das Leben draußen ab. Überall treffen sich Menschen. Es wird sich unterhalten, wild diskutiert oder einfach nur beobachtet. Das ist genau meins. Im Parco Comunale treffen sich Kraftsportler und Yogurette-Girls zum Fitnesstraining, der Rentner-Diskussions-Kreis Sektion Trani und wir. Ich bekomme sofort Lust mit zu diskutieren. Doch aufgrund der mangelnden Sprachkenntnisse muss ich mich auf das beschränken, was ich auch auf italienisch gut kann: Wir gehen Essen!
An der Piazza Teatro finden wir das kleine Restaurante La Bodeguita. Danach geht es zurück durch die Gassen zum Wohnmobs.
Am nächsten Tag geht es für uns weiter Richtung Monopoli. Hier bleiben wir ein paar Tage. Für unsere Tour ins Hinterland haben wir das Basislager auf einem kleinen Campingplatz in Capitolo aufgeschlagen.
Monopoli empfängt uns mit mega Stränden und Restaurants.
Hier lässt es sich aushalten. Der Monopolitaner nimmt aber gerne auch mal ein Bad in der Ruinen-Badeanstalt.
Unser erster Ort auf unserer Hinterlandtour ist Alberobello, die Stadt der Trulli und der Touri.
Der frühe Vogel sieht die Trulli und so sind wir schon früh auf den Beinen. Alleine sind wir nicht, aber die Zahl unserer „Mitreisenden“ hält sich in Grenzen.
Witzig sehen die kleinen Häuschen mit ihren Zipfelmützendächern aus. Schon auf der Fahrt nach Alberobello durch das Valle d`Itria kann man sie immer wieder sehen. Scheint so, dass der eine oder andere hier so seinen Einfamilienzipfel hat. Wem also der Trubel in Alberobello zu viel ist kann die Trulli auch bei einer Fahrt durch das Tal bewundern.
Den Ursprung haben die Häuser, die ohne Zement und Mörtel gebaut werden, im 17. Jahrhundert. Bei einer königlichen Inspektion konnten sie schnell abgebaut werden. So musste für sie keine Steuer entrichtet werden. Ich denke, heute fließen dafür umso mehr Steuern aus den Souvenirgeschäften.
Danach geht es nach Locorotondo. Ein weiterer Ort auf der Liste von Angela. Ein typisches kleines Städtchen mit vielen Gassen und vor allem wenig Tourismus. Der totale Kontrast zu Alberobello. Hier fühl ich mich viel wohler. Es ist nicht mehr so hektisch und nicht an jeder Ecke will man einem Nippes verkaufen. Ich bin da immer im Zwiespalt. Die schönen Dinge möchte ich ja auch gerne sehen, aber der Massentourismus ist so gar nicht meins. Dabei wollen die anderen Menschen auch nur die schönen Orte besuchen. Es ist kompliziert. Hier oben jedenfalls ist es herrlich ruhig.
In Locorotondo weichen die Zipfeldächer den Giebeldächern. Mittelpunkt des Centro Storico ist die Chiesa Madre San Giorgio.
Am Ende des historischen Zentrums liegt ein kleiner Park mit dem Kriegerdenkmal, dem Monumento ai caduti di tutte guerre. Von hieraus hat man einen traumhaften Blick über das Valle d`Itria. Aufgrund der Ruhe für mich der schönste Ort auf der Inlandstour.
Nächster Stopp: Martina Franca. Eine Barockstadt. Ach nö, ich komme aus einer Barockstadt. In Ludwigsburg ist alles Barock. Das Residenzschloss, das blühende Barock, der Barockweihnachtsmarkt. Selbst wenn der Ludwigsburger einen Furz lässt, ist der wahrscheinlich Barock. Also, nö Danke. Angela ködert mich mit einem in Aussicht gestellten Mittagstisch (Pranzo). Das hat sie irgendwie von meiner Mutter übernommen, die mich früher als kleines Kind immer mit der Aussicht auf eine Brotzeit auf irgendwelche Berghütten locken konnte. Oben angekommen gab es immer … nix!
Wehe, wenn das hier wieder so läuft!
Hier ist natürlich wieder mehr los als in Locorotondo. Aber mir gefällt Martina Franca. Doch wir müssen uns beeilen, denn es ziehen dunkle Wolken am Himmel auf. Und es gibt viel zu sehen. Am Besten gefallen mir die Arkadengänge an der Piazza Maria Immacolata. Aber auch der Dom San Martino, die Porta Santo Stefano an der Piazza 20. September oder auch der Palazzo Ducale sind absolut sehenswert. Hinter jeder Ecke gibt es was Neues zu sehen. Das macht natürlich hungrig. Der versprochene Pranzo ist jetzt aber eher durchschnittlich. Das alte Phänomen: Wo viele hungrige Menschen sind, brauche ich mich nicht anstrengen. Die kommen ja sowieso. Aber für die Stadt einen klaren Daumen nach oben.
Letzte Station auf unserer Inlandstour ist Ostuni. Wir parken etwas außerhalb und hier ist rein gar nix los. Scheint nicht so interessant zu sein der Ort. Weit gefehlt. Als wir ins Centro Storico kommen sieht es ganz anders aus. Das kleine Chaos wird energisch von einer Carabinier-ine mit Trillerpfeife geregelt. Ok, hier ist definitiv was los. Wir machen uns auf in die verwinkelte Altstadt. Doch das hatten auch noch ein paar Andere vor. Eine Gruppe Wiener Rentner hatte uns kurzer Hand so eingekesselt, dass ein Entkommen unmöglich war. So trotteten wir eben mit. Irgendwann bot sich die Chance zur Flucht, die wir sofort ergriffen. Wir bogen links ab in eine Seitengasse. Leider in eine Sackgasse. Also alles wieder zurück. Aber die Wiener Reisegesellschaft war inzwischen weg.
Ab jetzt geht es gemütlicher zu. Ich kann mir gut vorstellen, wie das süditalienische Leben hier in den Gassen früher ausgesehen hat. Früher, als es noch keine Busreisen gab, die Tausende von Urlaubern in die Stadt karren.
In den Gassen finden sich inzwischen kleine Läden oder Restaurants. Doch irgendwann kommt man wieder auf einen der Hauptwege und somit auf den Strom der anderen Besucher. In die Gassen verschlägt es komischerweise niemanden. Zum Abschluss nehmen wir noch einen Cappuccino vor der Concattedrale di Santa Maria Assunta. Ein Tipp noch zu Ostuni: Die Stadt am Besten vom Meer her anfahren. So kann man die weißen Häuser von weitem schon sehen.
Ein schöner Tag mit vielen Eindrücken geht zu Ende und über allen Zipfeln ist Ruh.
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