Von Noto aus setzen wir unsere Sizilienrundfahrt in Richtung Südwesten fort, schwer beeindruckt von der barocken Vielfalt der Stadt. Auf der SS115 geht es durch die Berge. Vorbei an Scicli und Modica und Ragusa, den Unesco-Welterben. Vor allem Scicli hat uns Anna auf unserer Etnatour ans Herz gelegt. Eine schöne Stadt, die allerdings immer im Schatten von Modica und Ragusa zu stehen scheint. Aber alle drei müssen sich noch etwas gedulden. Für unsere nächste Sizilienreise stehen sie aber auf jeden Fall auf der Liste. Unser Ziele sind Agrigent und die Scala dei Turchi.
Die SS115 schlängelt sich durch die Berge und hinter jeder neuen Kuppe eröffnet sich ein fantastischer Ausblick. Es ist die abwechslungsreichste Strecke unserer Italienrundfahrt. Superschön ist der Blick auf Comiso, wenn es auf unzähligen Serpentinen wieder Richtung Küste geht. In Gela treffen wir wieder auf das Meer. Von hier aus geht es immer an der Küste entlang.
In San Leone, unterhalb von Agrigent, beziehen wir unser Basislager. Der kleine Campinplatz Valle dei Templi hat alles was wir brauchen. Von hier aus kommt man mit dem Bus in ein paar Minuten ins Tal der Tempel und nach Agrigent. Die Haltestelle ist genau vor der Einfahrt zum Campingplatz. Gegenüber ist ein großer Gemüse- und Obststand und daneben das beste Restaurant der Stadt. Was will man mehr?
Am nächsten Morgen kaufen wir an der Rezeption Bustickets und wenig später sitzen wir schon im Linienbus Richtung Valle dei Templi. Im ungünstigsten Moment ruft Schwiegerpapi an und wir verpassen die Haltestelle, an der wir hätten aussteigen sollen. Also geht es zu Fuß zurück zum Eingang. Nach einer Runde fremdschämen für ein fränkisches Rentnerehepaar, das im breitesten Fränkisch die Tickets orderte und wenig Verständnis dafür zeigte, dass der italienische Ticketverkäufer partout kein Fränkisch sprechen wollte, haben wir es geschafft: Wir sind drin!
Als Erstes kommen wir zum Dioskuren- und zum Heraklestempel, den ersten Überresten von Akragas. Akragas war eine der bedeutendsten antiken griechischen Städte auf Sizilien. Sie wurde 582 v. Chr. gegründet. Die Tempel sind zum Teil noch sehr gut erhalten. Der Concordiatempel zählt zu den am besten erhaltenen Tempeln überhaupt.
Aber auch der Heratempel beeindruckt mich sehr. Was architektonisch vor über 2000 Jahren möglich war! Und welcher Kraftaufwand betrieben werden musste, um solche Tempel zu bauen.
Die Tempelanlagen sind sehr weitläufig und so kommen wir ins Schwitzen. Oder lag das an dem nicht ganz jugendfreien Kollegen, der vor allem von älteren Frauen bestaunt wurde? Von irgendetwas fühlten sie sich magisch angezogen.
Da hilft nur eine Abkühlung mit Granatapfelsaft, den man hier überall frischgepresst kaufen kann. Sehr lecker, sehr gesund! Mit jeder Menge Radikalfänger machen wir uns so langsam auf den Rückweg zum Campingplatz. Den Rest des Tages verbringen wir mit unseren Katzen, die uns seit unserer Ankunft adoptiert haben, vor dem Wohnmobil und ruhen uns erst mal von der Antike aus. Wieder bei Kräften geht es noch kurz über die Straße ins Ristaurante Leon D’Oro Vittorio. Das beste Restaurant am Ort hält, was es verspricht.
Wir bleiben noch einen Tag hier. Außer einem kleinen Spaziergang zum Strand legen wir aber nur die Beine hoch.
Scala dei Turchi
Am dritten Tag brechen wir wieder auf. Unser nächstes Ziel sind die Scala dei Turchi. Direkt gegenüber dem Weg, der zum Strand führt, ist ein Wohnmobilstellplatz. Hier parken wir. Schon auf dem Weg nach unten sind die weißen Felsen zu erkennen.
Den heutigen Sonntag nutzen viele Italiener, um an den Strand zu kommen. Man holt sich am kleinen Getränkestand ein Bier, und dann geht es auf die Felsen. Chillen auf siziliansich.
Ok, dann machen wir das auch. Sind ja jetzt schon fast 6 Wochen in Italien, also quasi Italiener. So ganz will das aber nicht klappen. Der Budenbesitzer hat nur noch Becks. Italienisches Bier ist aus. Na gut, Becks sollte zum Chillen auch reichen.
Wir besetzen mit vielen Italienern die Felsen und entspannen. Schließlich ist ja Sonntag. Kurz vor dem ersten Sonnenbrand und der totalen Birnenerweichung brechen wir aber auf. Wir wollen heute noch weiter Richtung San Vito lo Capo.
Also macht es gut ihr türkischen Treppen. Bis zum nächsten Mal.
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