Februar 2015. Meine Frau beschloß von jetzt auf nachher: „Ich werde mich künftig vegan ernähren. Bist du dabei?“
Äh, echt jetzt, vegan? Ich? Neee …. warum?
Veganer! Das sind doch alles Spinner. Wozu soll das gut sein? Schon klar, wegen der Tiere. Damit die nicht sterben müssen und so. Aber hey, das hat sie doch jetzt ihr ganzes Leben vorher auch nicht interessiert.
Um das Ganze zu untermauern hielt sie mir auch gleich noch ein veganes Kochbuch unter die Nase. „Guck mal, lauter leckere Sachen!“ Ja, wenn man vielleicht mit dem Leben eh abgeschlossen hat.
Nachdem ich eine Nacht lang darüber nachgedacht hatte, wie ich meine Frau am Besten entmündigen lassen könnte, weil mal ehrlich, mit der stimmt doch was nicht, schlug ich ihr vor: wir probieren es mal zwei Wochen und dann sehen wir weiter. Ich wollte ja nicht so sein. Außerdem war ich der festen Überzeugung, dass es eh nicht ihr Ernst war.
Für mich war vegan nicht vorstellbar. Und ich denke, so geht es vielen. Ich bin mit Fleisch aufgewachsen. Wenn auch nicht in den Mengen, wie sie heute verschlungen werden.
Als Kind gab es immer sonntags Fleisch. War davon etwas übrig, dann auch unter der Woche. Aber so, wie es heute üblich ist: zum Frühstück, Mittagessen und dann noch zum Abendessen? Nein. Vielleicht etwas Wurst und Käse zum Abendbrot.
Und jetzt sollte das alles ohne Fleisch gehen? Was isst man denn da überhaupt noch? Käse und Milch gehen ja auch nicht. Aber es war ausgemacht. Also ran an die Buletten! Ach neee … das ging ja auch nicht.
Der vegane Start war natürlich ein Desaster. Unser erstes veganes Essen war Pasta asciutta nach meiner Mama ihrem Rezept. Es war mein Lieblingsessen zu Hause. Das Rezept hatte sie auf Hochzeitsreise einer italienischen Mama abgequatscht. Von Mama zu Mama quasi.
Wie das so oft bei uns ist, hatten wir natürlich keinen Plan, wie das überhaupt geht. Wir hatten zwar das Kochbuch, aber hey, also das bisschen kriegen wir auch locker ohne Anleitung hin. Ok, kein Fleisch und keine tierischen Produkte. Aber was nimmt man da jetzt als Fleischersatz? Und braucht man überhaupt einen Fleischersatz?
Na, klar braucht man den. Was für eine Frage? Fleisch schmeckt ja toll. Und wenn die Tiere nicht mehr leiden sollen, dann wir aber ganz bestimmt auch nicht. Wobei… Angie wollte darauf verzichten. Aber ich? Hey, ich muss stark sein für den täglichen Kampf mit dem Säbelzahntiger. Fleisch ist nämlich ein Stück Lebenskraft! Gut für das Tier nicht mehr. Aber für uns Menschen. Das hat uns die Werbung jahrelang immer erzählt. Und die müssen es ja wissen. Aber gilt das auch für Seitan?
Wir entschieden uns, das Fleisch durch Tofu zu ersetzen, alle anderen Zutaten aber wie im Originalrezept zu belassen.
Boah Alter … was war denn das?
Mir trieb es die Tränen in die Augen. Was war aus meinem Lieblingsgericht geworden. Der labbrige Tofu konnte das Hackfleisch nicht wirklich ersetzen und die Gewürze funktionierten in der Tofukombi auch nicht.
Nur aus Respekt vor den süddeutschen Tofubauern wanderte die Pastasauce nicht direkt in den Müll. Aber wenn das vegan war? Nää…
Also griffen wir völlig gegen unsere Gewohnheiten doch mal zur Gebrauchsanweisung.
Wir verzichteten erstmal auf Tofu und Co. Es gab auch so leckere Rezepte. Und es funktionierte. Einzig allein unsere Mittagspause machte uns ein paar Probleme. Aber auch das meisterten wir. Während der zwei Wochen informierten wir uns über alles zur veganen Lebensweise, was das Internet hergab.
Und dann kam der Tag der Entscheidung. Vegan oder nicht! Die zwei Wochen vergingen wie im Flug. Und bis auf unseren aller ersten Versuch war alles ziemlich lecker. Aber jetzt für immer auf Fleisch zu verzichten? Es schmeckt halt so gut! Hat es uns gefehlt in den zwei Wochen?
Für Angie war die Sache klar. Sie wollte dabei bleiben. Ich war mir da noch nicht so sicher. Deshalb beschloss ich, mit meinen Kollegen für ein Wochenende ins Allgäu zu fahren. Eine total veganfreie Zone. Es ging ins Schnitzeltrainingslager nach Oberstdorf! Jeder Veganer wird mich auch im Nachhinein noch dafür hassen. But f..k you!
Ich ließ an diesem Wochenende keine Schnitzelkreation aus. Ihr kennt Max und Moritz? Ersetzt die Hähnchenschenkel durch Schnitzel und ihr habt das Bild. Doch irgendwie war es anders als früher. Ja, es hat geschmeckt. Aber nicht so, dass ich nicht darauf verzichten wollte. Das war Ende Februar 2015. Und bis heute fehlt mir nichts.
Immer wieder sagen Kollegen oder Freunde zu mir, „ohne Fleisch, das könnte ich nicht.“ Doch, es kann jeder. Und versuchen kann es auch jeder.
Wenn einem aber der Geschmack an Fleisch wichtiger ist als das Leben der Tiere, einem die Umwelt total am A…. vorbeigeht und es einen nicht weiter stört, dass Menschen auf der ganzen Welt verhungern, dann kann man es wahrscheinlich nicht.
Wir haben für uns entschieden, dass uns das alles wichtig ist! Aber die Entscheidung liegt bei jedem selbst!
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