Ok, ich schein da eine Ausnahme zu sein. Aber ich war noch nicht oft auf Festivals. Warum? Keinen Dunst. Vielleicht hatte ich keinen Bock darauf, mich tagelang durch knöcheltiefen Morast zu quälen oder mir von einem das Zelt vollkacken zu lassen. Doch letztes Jahr wurde der Bann gebrochen. Taubertalfestival, 3 Tage am Stück! Und da ich das Ganze ohne bleibende Schäden überstanden habe, wurde gleich das nächste Ziel in Angriff genommen. Das Mission Ready Festival in Giebelstadt bei Würzburg. In seiner Art ziemlich anders halt!
Freitagmorgen, der WMobs wird beladen. Klamotten, die man nie mehr braucht und etwas Alkohol. Auf Essen verzichten wir bewusst. Alles nur Balast. Es ist nicht immer leicht unterwegs vegan zu speißen. Aber auf Festivals findet man inzwischen oft vegane Fresstände.
Um 15:00 Uhr rollen wir auf die Campingwiese. Natürlich nicht ohne dass wir vorher auf das Schärfste gefilzt wurden. Ein 1,40 Meter Nachwuchs Security scannte unseren Mobs (äh…kein Hund; Wohnmobil!) auf … ja auf was eigentlich? Es erschließt sich mir nicht, bin aber dann doch froh, dass er das von dem keiner weiß wonach er gesucht hat, nicht gefunden hat.
Viel los ist noch nicht auf der Campingwiese. Eher gar nix. Und trotzdem oder gerade deswegen belegen Herr Alex, nur mit Vodkabull und Frau Julia bewaffnet, einen Platz für die Wagenburg. Herr Alex ist ein erfahrener Festivaler. Scheinbar hat er sein Zelt auch deswegen inzwischen auf sein Autodach montiert. Da muss der Kacker erstmal hochkommen.
Mit der Zeit trifft auch der Rest ein. Herr Marc mit Frau Selena und Herr (an meine Haut lass ich nur Wasser und BB). Auch Herr Marc scheint erfahren zu sein, denn er hisst als erstes die Totenkopfflagge am eigens dafür am Campingbus befestigten Mast. Anarchie pur! Und ich mittendrin.
Nachdem die ersten Freundlichkeiten ausgetauscht wurden und Herr BB allen prophezeit hat, dass sie ihn nach dem Wochenende hassen würden, kann mit der eigentlichen Tagsaufgabe begonnen werden: dem Trinken!
Und an dieser Stelle muss ich dann auch mal eine Lanze für unsere Reisegesellschaft brechen. Es wird nicht nur blind in sich reingeschüttet. Alles gesittet und nach Plan, denn manche „müssen ja noch fahrn! “
Dem großen Herz von Herrn Alex ist es zu verdanken, dass sich auf einmal eine Horde Lörracher zu uns gesellt. Ein zweiter Pavillion ist schnell aufgebaut und die Badener integriert. Erste Pläne für den morgigen Tag werden gemacht, wenn gleich Herr Alex uns keine großen Hoffnungen macht. Auf dem letzten Festival hatte er gerade mal eine Band gesehen. Frau Angie und ich machen uns mal zu den Fressständen auf. Jippiee, der Veganstand ist innerhalb des Festivalgeländes und dort kommt man erst morgen rein. Aber hier davor gibt es ja auch etwas zu essen. Naja, halt nix für uns. Gut das sich im WMobs noch eine Packung Spaghetti findet.
Nach der Stärkung werden Diskussionsgruppen gebildet, die sich in Stuhlkreisform Themen widmet wie …. neee, was in Giebelstadt war bleibt in Giebelstadt. Herr BB kommt seinem Hobby nach und wirft völlig planlos bunte Papierschnipsel auf alles und jeden.
Mit vorgerückter Stunde kommen immer mehr Menschen an unserer Wagenburg vorbei. Die meisten scheinen einen weniger verträglichen Alkohol konsumiert zu haben als wir. Ein Franke redete sich um Kopf und Kragen. Sein Cousin sei schwul. Aber das sei für ihn völlig okay. Er habe nichts gegen diese multifunktionalen Menschen. Bevor er von unserer Reisegesellschaft unsanft aus der Wagenburg verwiesen werden konnte, suchte er von sich aus das Weite.
Irgendwann jenseits von Mitternacht ist für Frau Angie und mich Schluss. Wir wollen ja morgen fit sein.
Nach einer kurzen Nacht fällt das Frühstück dafür umso üppiger aus. Dem einen oder anderen reicht auch nur Wodka mit Red Bull.
Wir diskutieren die Erlebnisse der vergangenen Nacht ausführlich und machen uns tatsächlich zur ersten Band zum Festivalgelände auf. Rantanplan steht auf dem Programm.
Wir treffen merkwürdige Gestalten und endlich können wir auch mal etwas Essen. Auch Herr Alex gesellt sich zu uns. Ganz gegen seine Tradition.
Massendefekt und Sondaschule nahmen wir ebenfalls noch mit. Bei Me First and the Gimme Gimmes kapitulierten wir. Und auch Flogging Molly gab es nur noch aus der Entfernung in der Wagenburg.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück wieder nach Hause. Das Mission Ready ist nur einen Tag, was für mich auch völlig reicht. Ich werde alt.
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